Gemeinde Dettingen an der Iller

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Auszug Schwäbische Zeitung

Artikel vom 10.01.2019

Auszug aus der Schwäbischen Zeitung vom 10.01.2019:

Die Gemeinde Dettingen geht in ihr 30. Jahr ohne Verschuldung. Bürgermeister Alois Ruf spricht im SZ-Jahresinterview außerdem über ein „Geschenk des Himmels“, ein neues Blockheizkraftwerk sowie die Erweiterung und Modernisierung der Kindertagesstätte.

Herr Ruf, das Jahr 2018 begann für Sie sehr erfreulich, bei der Bürgermeisterwahl holten Sie als einziger Kandidat 96,15 Prozent der Stimmen. Hatten Sie mit einem derart klaren Votum für Ihre fünfte Amtszeit gerechnet?

In nun schon 32 Jahren als Bürgermeister meiner Heimatgemeinde konnten immer wieder mal Wünsche von Bürgern aufgrund von rechtlichen Bestimmungen, aufgrund von für unsere Dorfgemeinschaft objektiv vernünftigen und vorrangigen Belangen sowie aus Gründen der Gleichbehandlung der Bürger und gegebenenfalls der nachteilhaften Folgewirkung nicht erfüllt werden. In den 32 Jahren sind vom Gemeinderat auch bauliche und andere Beschlüsse gefasst worden, die nur egoistisch denkenden Bürgern nicht einsichtig waren, aber im Interesse unserer Gemeinde und Dorfgemeinschaft notwendig und nützlich waren. Wie es schon in der Bibel zu lesen ist, gibt es besonders in kleineren Gemeinden auch neidische Menschen. Aus diesen Gründen war es für mich wirklich sehr erfreulich, dass sich an einem trüben und frostigen Januartag so viele die Mühe gemacht haben, um mir ihre Anerkennung für meinen bisherigen Einsatz und ihr Vertrauen für weitere Jahre zum Ausdruck zu bringen.

Bereits vor der Wahl hatten Sie angekündigt, keine volle Amtszeit mehr machen zu wollen, sondern noch „circa drei Jahre“. Sind Ihre Überlegungen hierzu zwischenzeitlich konkreter geworden?

Von meinen den Bürgern vor der turnusmäßigen Neuwahl mitgeteilten Zielsetzungen konnte durch die weiterhin lobenswert konstruktive Zusammenarbeit in unserem Gemeinderat dieses Jahr bereits Einiges auf einen guten Weg gebracht werden. Wenn unser Herrgott mir und unserer Gemeinde weiterhin die Gnade seines Wohlwollens gewährt, dann werden wir dies und weitere vernünftige Maßnahmen gemeinsam in den nächsten Jahren zum langfristigen Nutzen für unsere Gemeinde und Dorfgemeinschaft verwirklichen.

In Sachen Gewerbe können Sie praktisch Jahr für Jahr gute Neuigkeiten vermelden – jüngst erst jene, dass Liebherr im Dettinger Gewerbegebiet ein Bürogebäude mit Lager- und Betriebshalle errichtet. Welche Bedeutung hat diese Ansiedlung für Dettingen?

Seit den 1990er-Jahren haben wir in unserem verkehrsgünstig gelegenen Gewerbegebiet „Bei der Autobahn-Anschlussstelle“ mit einem Zentrallager des Lebensmitteldiscounters Norma, mit einer Niederlassung von Trans-o-flex und mit einem Logistikzentrum des Lebensmitteldiscounters Lidl drei große Logistikbetriebe neu angesiedelt mit insgesamt rund 450 neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Weitere derartige Anfragen haben wir abgelehnt. Unser Ziel war, neben den bereits vorhandenen sechs anderen Gewerbebetrieben weitere Firmen mit Arbeitsplätzen und Ausbildungsstellen aus dem Nichtlogistikbereich anzusiedeln. Seit über 50 Jahren hatten und haben zahlreiche Dettinger einen guten Ausbildungs- und Arbeitsplatz bei der familiengeführten Weltfirma Liebherr mit ihrer Keimzelle in unserer Nachbargemeinde Kirchdorf. Die Anfrage der Firma Liebherr-Baumaschinen Vertriebs- und Service GmbH (Kirchdorf) mit der Zusicherung von 80 qualifizierten Arbeits- und Ausbildungsplätzen entsprach daher unserer Zielvorstellung. Man kann auch sagen, dass dies für uns ein „Geschenk des Himmels“ war.

Gibt es noch Platz im Gewerbegebiet?

Durch die angesprochenen Ansiedelungen und eine bereits schriftlich erfolgte Zusicherung für einen weiteren Gewerbebetrieb haben wir derzeit nur noch rund 0,6 Hektar an Gewerbegrundstücken. Wir bemühen uns daher, weitere sehr verkehrsgünstig an einer Zu- und Abfahrt der Autobahn A7 gelegene Gewerbeflächen anbieten zu können. Dies wird uns jedoch sehr erschwert durch das sogenannte Anbindegebot. Demzufolge müssen Gewerbeflächen unmittelbar an bereits vorhandene bebaute Flächen anschließen. Obwohl bei uns nur eine kleine Entfernung dazwischen liegt, handhaben dies die baden-württembergischen Ämter im Gegensatz zu den Ämtern in unserem unmittelbar benachbarten Bundesland Bayern bisher rigoros kompromisslos. Dies hat zur Konsequenz, dass sich zunächst bei uns ansiedelungswillige Firmen in unmittelbar benachbarten bayrischen Standorten ansiedeln. Dabei müsste es doch auch im Interesse der Politiker und Ämter unseres Bundeslandes sein, unmittelbar bei einer Zu- und Abfahrt einer Autobahn Arbeits- und Ausbildungsplätze bei uns zu schaffen und mit den Steuereinnahmen gute Maßnahmen für die in unserem Bundesland lebenden Menschen finanzieren zu können. Durch so verkehrsgünstig platzierte Gewerbegrundstücke können auch tagtäglich viele Kilometer an Lkw- und Pkw-Fahrten mit den bekannten schädlichen Immissionen für Menschen und Umwelt vermieden werden.

Wie sieht es aktuell in Sachen Bauland in Dettingen aus?

Seit Jahren verhalten sich die Dettinger Grundstückseigentümer lobenswert dorfgemeinschaftsdienlich, wenn unsere Gemeinde Bedarf an Grundstücken hat. So auch wieder in diesem Jahr, sodass wir den Grunderwerb für zwei neue Wohnbaugebiete absichern konnten. Für beide Wohnbaugebiete ist auch bereits das Bebauungsplan-Verfahren rechtsverbindlich abgeschlossen. Ab dem Jahr 2020 können wir bedarfsgerecht 54 weitere Bauplätze bereitstellen. In jüngerer Zeit war es auch durch das dankenswerte Mitmachen der Grundstückseigentümer möglich auf innerörtlichen Flächen fast 40 Bauplätze zu schaffen. Dieses Jahr sind sechs weitere innerörtliche Bauplätze von unserer Gemeinde erschlossen worden. Um zu der großen Nachfrage nach Wohnungen einen guten Beitrag zu leisten, hat unsere Gemeinde sieben Wohnungen selbst geschaffen. Sie hat auch in Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Bauträgern den Bau von 25 Wohnungen initiiert. Trotz der extremen Auslastung der Bauhandwerksbetriebe werden diese Wohnungen im ersten Halbjahr 2019 bezugsfertig sein.

Welche Ereignisse haben 2018 eine zentrale Rolle gespielt?

Sehr gründlich befasst haben sich die Gemeindeverwaltung, die Mitarbeiter des pädagogischen Fachpersonals und der Gemeinderat mit der Aufgabe: Bau einer neuen sechsgruppigen gemeindlichen Kindertagesstätte an einem neuen Standort oder Erweiterung und zeitgemäße Modernisierung am bisherigen Standort. Aus guten Gründen hat sich der Gemeinderat schließlich für die Baumaßnahme am bisherigen, in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft gelegenen Standort in unserer Dorfmitte entschieden. Die Bauplanung für das zunächst 2,3-Millionen-Euro-Projekt steht. Mit den Bauarbeiten werden wir im März 2019 beginnen und hoffentlich bis August 2020 fertigstellen können. Für die Ansiedlung der Firma Liebherr war es erforderlich, eine Erschließungsstraße zu verlegen. Dies konnte im Einvernehmen mit zwei benachbarten Gewerbebetrieben geregelt werden. Im Zusammenhang mit der Ansiedlung des großen Logistikzentrums der Firma Lidl sind von unserer Gemeinde in den Jahren 2016 und 2017 sieben ökologische Ausgleichsflächen geschaffen worden. Vergangenes Jahr wurde im Landschaftsschutzgebiet „Iller-Rottal“ auf einem 1,5 Hektar Grundstück eine weitere ökologische Ausgleichsfläche hauptsächlich für die Offenland-Vogelarten wie Feldlerche, Kiebitz und Wachtel angelegt. Unsere Gemeinde hat damit auf ihrem Ökokonto ein Plus von 464 000 Ökopunkten. Für die Herstellung einer neuen Trinkwasserversorgungs-Hauptleitung von unserem Hauptort zu unserem Ortsteil Kleinkellmünz, die auch eine wichtige zweite Versorgungs-Hauptleitung für die Betriebe in unserem Gewerbegebiet „Bei der Autobahn-Anschlussstelle“ mit ihren mittlerweile fast 600 Beschäftigten ist, musste die Autobahn in einer Tiefe von 2,80 Meter im Grundwasserbereich unterbohrt werden. Die bautechnisch anspruchsvolle und risikobehaftete Bohrung auf einer Länge von fast 90 Metern ist Gott sei Dank gelungen. Ein schockierendes Ereignis war am Ostermontag der „aus heiterem Himmel“ erfolgte Tod des sachlich und charakterlich sehr geschätzten Gemeinderates und stellvertretenden Bürgermeisters Hermann Veit. 38 Jahre lang war er ein herausragend nützlicher Gemeinderat und 29 Jahre lang ein von den Gemeinderatskollegen und Bürgern hoch geachteter stellvertretender Bürgermeister.

Welche Vorhaben stehen 2019 im Fokus?

Hochbaulicher Schwerpunkt wird die Erweiterung und Modernisierung der gemeindlichen Kindertagesstätte sein. In dem Gebäude, das wir 2016 von der Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal erworben haben, werden wir die Räumlichkeiten für den erfreulicherweise erreichten Weiterbetrieb einer zahnärztlichen Praxis in unserem Dorf modernisieren. Zur Beheizung des Schulgebäudes, der Schulturnhalle mit den beiden Musik-Proberäumen, der Sporträumlichkeit im Untergeschoss sowie des benachbarten Dorfgemeinschaftshauses, des Hauses „Sankt Franziskus“ der katholischen Kirchengemeinde und des gemeindlichen Geschäfts- und Wohnhauses an der Schulstraße müssen wir ein neues Blockheizkraftwerk beschaffen und installieren. Im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Firma Liebherr ist die Verlegung und Verlängerung der Ferdinand-Porsche-Erschließungsstraße erforderlich. In diesem baulichen Zusammenhang werden wir auch die Internet-Anbindung für die Gewerbebetriebe in unserem Gewerbegebiet „Bei der Autobahn-Anschlussstelle“ im nördlichen Bereich durch die Verlegung von Glasfaserleitungen erheblich verbessern. Die investiven Ausgaben umfassen ein Volumen von 4,6 Millionen Euro. Mit Ausnahme der beiden Jahre mit der Ansiedlung des großen Zentrallagers von Norma und des großen Logistikzentrums von Lidl ist dies die höchste Investitionssumme in der Geschichte unserer Gemeinde. Erfreulich ist, dass wir dies trotzdem im 30. Jahr in Folge ohne eine Verschuldung finanzieren können.

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